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Fotography

von Martina Leonhardt

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Martina Leonhardt


Martina Leonhardts fotografische Streifzüge durch ihre Umwelt sind Entdeckungsfahrten ins Ungewohnte. Obwohl sie Empfehlungen aus der Presse oder von Bekannten gerne folgt, Ausflüge zu „Places of interest“ im näheren Umfeld zu machen, zeigen ihre Fotos nicht die gewohnten Abbildungen von Sehenswürdigkeiten, die andere Fotografen mit nach Hause bringen.

Ihre fotografische Ausbeute besteht oft aus Bildmotiven, die anderen Personen nicht auffallen, die sie in dieser speziellen Weise nicht wahrnehmen oder nicht als bildwürdig ansehen.

Um besser zu verstehen, worin der künstlerische Wert ihrer Fotografien besteht, wird hier zunächst beschrieben, welche Art von Fotos sie an diesen Orten gerade nicht macht. An denselben Standorten werden von vielen anderen Fotografen Aufnahmen gemacht, die den Anspruch von Postkartenmotiven erheben. Sie werden immer wieder in untereinander ähnlicher Form abgelichtet. Die Aufnahmestandpunkte gleichen sich, die Bildausschnitte werden ähnlich gewählt, die Brennweiten zeigen wenig Varianz, die automatisch vom Gerät vorgesehenen Belichtungszeiten werden akzeptiert. So entsteht an den gleichen Orten eine Vielzahl ähnlicher Bilder mit ähnlicher formaler Gestaltung und ähnlicher Wirkung. Noch schlimmer: die Bildtraditionen verfestigen sich. Das, was als bildwürdig immer wieder neu reproduziert wird, prägt die Sehgewohnheiten der Fotografen und verbaut die Öffnung gegenüber individuellen Eindrücken. Was als sehenswert eingestuft wird, ist das, was den Eindruck bestätigt, den man schon vor Betreten eines Orts zum Fotografieren auf Fotos dieses Orts von anderen sehen konnte.

Martina Leonhardt widersetzt sich dem Diktat der Bilderflut. Sie besteht darauf, vor Ort eigene Eindrücke zu sammeln und das für bildwürdig zu erklären, was sie selbst interessiert. In ihren Blick fallen Oberflächen, Strukturen, Formen, Farben und Materialien, deren ganz eigenen Reiz sie für sich entdeckt hat. Oft steckt das Spektakuläre für sie gerade nicht im Ablichten von Postkartenmotiven, sondern im zunächst Unscheinbaren. Sie holt mit fotografischen Mitteln aus dem Unbedeutenden die Bedeutung heraus, die sie entdeckt hat. Sie verlässt die Totale, geht nah ans Motiv heran, nimmt ungewöhnliche Blickwinkel ein, sie zoomt und verkürzt Distanzen, sie wählt Details aus und beschränkt sich auf Bildausschnitte. Oft wird sie gefragt, wo sie denn überhaupt diese Dinge gesehen hat, an denen andere achtlos vorübergingen.

Der Prozess der Bildwerdung ist nach der Aufnahme nicht beendet. Die Ausbeute wird zu Hause mit Photoshop nachbearbeitet. Dabei werden Bildwirkungen im wahrsten Sinne des Wortes herausgefiltert. Die Farbintensität wird gesteigert, Konturen geschärft oder Unschärfen weiter getrieben. Auch werden Möglichkeiten des Anlegens von Filtern ausgenutzt, Polarisationen und andere Effekte angewandt.

Die Wirkung auf den Betrachter ist zunächst die der Verfremdung. Starke Farbigkeiten und harte Kontraste springen ins Auge. Gewohntes wird ungewohnt und damit neu erfahrbar, scheinbar Unbedeutendes wird vor Augen geführt und unserer Beachtung würdig gemacht, die spezifisch leonhardtsche Sicht auf die Dinge in ihrer Welt präsentiert sich uns. Der Titel der Ausstellung ist „Standorte“. Zwei Aspekte können aus diesem Titel herausgelesen werden, die beide richtig sind: der Standort der fotografischen Bildmotive, die von Frau Leonhardt aufgesucht werden, und natürlich der individuelle Standort der Fotografin bei der Aufnahme.


zur Ausstellung "Standorte" von Axel Sohnius   

QUA-LIS NRW, Soest



Martina Leonhardt     Bergstr. 151  44791 Bochum  martinaleonhardt@hotmail.com Phone 0234511675